Hinweis:
Die visuellen Impressionen in diesem Beitrag stammen aus dem Jahr 2021.
Zu dieser Zeit war das Gebiet noch von Fichtenwäldern umgeben.
Heutzutage hat sich das Waldbild in dieser Region durch den Borkenkäferbefall deutlich verändert.
Die Jermersteinklippen –
ein geheimer, unbekannter Ort im Harz.
Wer sich auf die Suche nach besonderen Orten und Aussichtspunkten im Harz macht,
findet meist eine Vielzahl an bekannten Attraktionen wie den Brocken, die Rosstrappe oder den Rammelsberg.
Dabei gibt es auf 2.226 m² Fläche eine ganze Bandbreite an interessanten Plätzen abseits des Trubels,
die allemal sehenswert, aber noch recht unbekannt sind.
Einer dieser Plätze ist der Jermerstein mitsamt seinen markanten Klippen in Braunlage.
Der unbekannte Ort vor der eigenen Haustür.
Zugegeben, auch mir waren die Jermersteinklippen jahrelang vollkommen unbekannt und das, obwohl ich in unmittelbarer Nähe wohnte. Auch der markante Stein am nördlichen Ortseingang mit der Aufschrift „Jermersteinplatz“ sowie die Haltestellen-Ansage „Jermerstein“ bei meinen täglichen Busfahrten ließen mich nicht hellhörig werden. Erst ein Familienmitglied verriet mir diesen Geheimtipp, als ich das Wandern für mich entdeckte.
Und dabei ist die 703 m hohe und 300 m lange Felsformation gar nicht zu übersehen!
Wer von Königskrug in Richtung Braunlage fährt und bei der Abfahrt Braunlage-Nord aufmerksam den Blick nach rechts schweifen lässt, kann die Erhebung bereits erblicken. Während einst zahlreiche grüne Fichten die Sicht „versperrten“, werden die Klippen aufgrund der umliegenden Kahlflächen nun deutlich sichtbar.
Eingebettet im unscheinbaren Naturschutzgebiet.
Die aus Hornfels bestehenden Klippen befinden sich in einem Naturschutzgebiet am Rande der Flächen der Niedersächsischen Landesforsten und des Nationalpark Harz. Naturschutzgebiete gehören neben Nationalparken zu den sehr streng geschützten Flächen in Deutschland. Diese Gebiete sind laut §23 Bundesnaturschutzgesetz „rechtsverbindlich festgelegte Gebiete“, in denen „ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft erforderlich ist“ (siehe folgende Quelle). Um den Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu erhalten, sind in diesem Bereich in weiten Teilen dem Nationalpark identische Verhaltensregeln zu beachten.
Folgende Regeln gelten in Naturschutzgebieten, um Flora und Fauna besonders zu schützen (siehe folgende Quelle):
- Auf den Wegen und Pfaden bleiben
- Zelten oder Grillen unterlassen
- Hunde anleinen, Kotbeutel verwenden und außerhalb des Schutzgebiets entsorgen
- Den eigenen Müll mitnehmen und außerhalb des Schutzgebiets entsorgen
- Die Natur (insb. Beeren und Pilze) im Kreislauf der Natur belassen
- Ruhiges und respektvolles Verhalten gegenüber Tieren
- Reiten nur auf explizit ausgeschilderten Wegen
- Auf motorisierte Verkehrsmittel verzichten
Beim Betreten des Gebiets fällt einem die Vielfalt der Natur vielleicht nicht direkt ins Auge. In den tieferen Lagen haben sich einst vorwiegend Fichten angesiedelt, welche nun zum Großteil dem Buchdrucker zum Opfer gefallen sind. Mit jedem weiteren Höhenmeter gesellen sich allerdings immer weitere Baumarten hinzu: die naturnahe Buche, vereinzelt Tannen, aber auch Pionierbaumarten wie die Birke und Eberesche sind hier zu finden. Zudem haben sich etliche Moose, Flechten, Farne, Baumpilze sowie Heidelbeersträucher frei entfaltet.
Da dieses Gebiet sich selbst überlassen wird, hat die Natur hier einen sehr wilden, eigenen Charakter. Vom Einstieg ins Naturschutzgebiet bis hin zum Jermerstein begleiten mehrere markante, moosgrün bewachsene Hornfelsklippen unterschiedlicher Höhe den Weg. Zahlreiche kleine Hohlräume innerhalb der Felsen lassen das Areal sehr geheimnisvoll und ein wenig schaurig wirken.
Aber Achtung!
So sehr die Klippen zum Klettern einladen, so sind sie nicht ganz ungefährlich und nur für erfahrene, fitte Wanderer zu empfehlen!
Das Erklimmen der Klippen ist aber auch gar nicht notwendig.
Eine tolle Aussicht ist auch ohne große Kletterkünste garantiert.
Mystisch und sagenumwoben.
Der Harz ist seit jeher von Mythen und Sagen umwoben- so auch die Jermersteinklippen.
Nicht belegbaren Überlieferungen zufolge diente der Jermerstein zunächst als Kult- und Versammlungsplatz in vorchristlicher Zeit den heidnischen Sachsen. Später, zur Zeit der Christianisierung, nutzte diese Harzer Urbevölkerung das Areal vermutlich als Rückzugsort.
Auch eine gaunerische Gestalt habe hier einen besonderen Zufluchtsort gefunden.
Ob Tatsache oder Märchen: Sagen verhalfen den Menschen einst, Gefahren frühzeitig zu erkennen oder um Erklärungen für Dinge und Erscheinungen zu finden, welche für sie rätselhaft und nicht nachvollziehbar waren.
Einer Sage zufolge lagerte der Räuber Germis
seine Schätze in einer der kleinen Hohlräume, wodurch er zum Namensgeber
der Jermersteinklippen in Braunlage wurde.
Extra-Wandertipp:
Besonders in den Morgen- oder Abendstunden ist die Stimmung an diesem Ort einzigartig. Regnerisches, nebliges Wetter haucht den Jermersteinklippen zusätzlich ein sehr mystisches, geheimnisvolles Ambiente ein!
Ein gut verstecktes Wanderziel.
Obgleich der umliegende Wald nun vermehrt Kahlflächen aufweist, sind die Klippen immer noch recht gut versteckt, aber nicht unauffindbar! Das Schlüsselwort zur Ortung lautet Ulrichswasser, ein Nebenfluss der Warmen Bode.
Wer von Königskrug in Richtung Braunlage-Nord abfährt, wird nach kurzer Zeit auf der linken Seite ein Schild des Nationalpark Harz sowie einen großen Stein mit der Aufschrift „Ulrichswasser“ vernehmen. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein kleiner Waldparkplatz.
Wanderweg zu den Jermersteinklippen:
- Mittelschwere Wanderung (überwiegend gut begehbare Wege, Trittsicherheit erforderlich!):
Start an der Talstattion der Wurmbergseilbahn in Braunlage
>> entlang der Warmen Bode
>> zum Oberen Bodewasserfall
>> vorbei an der Bärenbrücke
>> Überquerung der Moosbrücke
>> in Richtung Braunlage Nord/Jermerstein
>> Überquerung Ulrichswasser
>> Forstweg folgend bis zum Wanderschild „Jermersteinklippen“
- Dauer: 01:16 Stunden
- Distanz: 4,54 km (beide Angaben pro Strecke)
Wer die Jermersteinklippen auffinden möchte,
sollte sich am Ulrichswasser orientieren.
Von dort aus führt ein Wanderschild mit der Aufschrift „Jermerstein“ über einen Forstweg schnell und unkompliziert zum Ziel. An der ersten Abzweigung sind auf der rechten Seite ein Pfahl mit der Aufschrift „Jermersteinklippen“ sowie darunter ein dreieckiges Schild mit einem Eulensymbol zu sehen. Dies ist der Einstieg in das Naturschutzgebiet.
Ein Rundwanderweg von ca. einem Kilometer Länge führt dann durch den teilweise mystischen Wald zu den Klippen. Die Aussicht, die einem hier geboten wird, ist sehr besonders: Es ist eine der wenigen Stellen in Braunlage, von der aus die Achtermannshöhe, der Brocken und auch der Wurmberg auf einen Blick zu sehen sind.
Fazit.
Wer nach einem besonderen, nicht überlaufenen Wanderziel im Harz sucht,
sollte sich die Jermersteinklippen unbedingt auf die eigene Wanderliste schreiben.
Neben wilder Natur und mystischer Atmosphäre bietet der Ort eine wunderbare Aussicht
auf drei der höchsten Berge des Harzes, ganz abseits des gewohnten Trubels.
Und jetzt bin ich gespannt…
Hast Du zuvor bereits von den Jermersteinklippen gehört?
Warst Du vielleicht schon einmal vor Ort?
Falls ja: Wie gefällt es Dir dort und was macht diesen Ort für Dich so besonders?
Falls nein: Wann geht es auf Deine erste Wanderung dorthin?
Hinterlasse mir gerne einen Kommentar und verrate es mir!
Wir waren heute,bei wunderbarem Wetter zu den Klippen gewandert.
In der Tat,der Ort wirkt schon etwas mystisch.
Wir waren zum ersten mal dort.
Seit sehr vielen Jahren sind wir häufig in Braunlage,heute wollte ich mal die direkte Umgebung erkunden.
Sehr zu empfehlen!
Hallo Gerald,
ich freue mich sehr, dass Ihr Euch so sehr für den Ort begeistern konntet!
Von dort aus lässt sich auch der Waldwandel im Harz sehr gut beobachten. Ein Wiederkehren macht also allemal Sinn.
Viele Grüße,
Sara