Immer wieder begegnet mir ein großes Vorurteil:
Wandern ist langweilig und nur etwas für Rentner.
Dank der Social Media, insbesondere Instagram,
stelle ich aber immer wieder fest,
dass dieses Klischee nach und nach der Vergangenheit
angehört und es viele Gleichgesinnte gibt.
Eine von ihnen ist die liebe Lynn,
mit der ich mich nach recht kurzer Zeit vernetzt und
regelmäßig zum Wandern getroffen habe.
Seit über zehn Jahren wohnt sie nun im Harz und
berichtet in den folgenden Zeilen von
ihrer persönlichen Harz-Geschichte.
„Der Harz, das ist der perfekte Ort zum Wohnen!“,
denke ich und entscheide kurzerhand von der Metropole Hamburg in den Südharz, genauer Herzberg, zu ziehen.
Dies ist mittlerweile ganze zehn Jahre her.
Seither lebe ich glücklich im Harz und bereue diese Entscheidung keine einzige Sekunde!
Der Wald und die Ruhe.
Aufgewachsen in Hamburg lerne ich den Harz durch regelmäßige Besuche bei meinen Großeltern kennen. Dabei genieße ich vor allem eines ganz besonders: Die Ruhe im Wald.
Es gefällt mir, nicht ständig der städtischen Geräuschkulisse ausgesetzt zu sein, in Bachläufen spielen zu können und die Tierwelt im Wald zu entdecken. In einer Großstadt wie Hamburg so etwas zu erleben ist schier unmöglich. Für mich steht deshalb recht schnell fest: Nach Abschluss meiner Lehre als Fachfrau für Systemgastronomie ziehe ich in den Harz.
Das Blatt einer Vogelbeere. Die roten Früchte der Pflanze sind im rohen Zustand sehr bitter, aber nicht giftig.
Ein Schopftintling. Der Hut und die Lamellen lösen sich im Alter in einer tintenartigen Flüssigkeit auf.
Der Harz ist für seine vielen sagenumwobenen und mystischen Wälder seit jeher bekannt.
Der Wald und das Wandern.
Wenn immer ich Zeit habe, gehe ich von nun an raus in den Wald. Stets dabei ist meine Kamera, mit der ich die wunderbaren Momente einfange.
Eines Tages fällt mir beim Fotografieren plötzlich ein großer Kasten mitten im Wald vor die Linse: der Stempelkasten der „Harzer Wandernadel“. Die Idee dahinter gefällt mir so gut, dass mich die Wanderlust packt und ich seither regelmäßig neue Stempelstellen ansteuere.
Dabei ist der jeweilige Stempel überhaupt nicht das Highlight meiner Wanderungen. Vielmehr ist der Stempel eine Art Belohnung und der Weg zum Stempel das eigentliche Ziel. Bei meinen erholsamen Wanderungen kann ich abschalten und den Kopf vom Alltagsstress befreien.
Das Okertal zwischen Goslar und Altenau im Harz.
„Meine persönlichen Highlights im Harz sind definitiv die vielen Talsperren sowie deren Täler.“
Stempelstelle 195 der Harzer Wandernadel:
Köthener Hütte.
>> Lynns MUST-SEE Talsperren im Harz:
- Die Okertalsperre mit dem wild-romantischen Okertal lassen jedes Wanderherz höher schlagen.
- Die Odertalsperre lädt im Sommer zum Schwimmen und im Winter zu ausgiebigen Spaziergängen und Wanderungen ein.
- Die Sösetalsperre bietet wunderschöne, ruhige Ecken, an denen eine Rast mit einem wunderschönen Ausblick verbunden werden kann.
Der Wald und das Entdecken.
Mit zunehmenden Wanderungen und Spaziergängen gewinnt der Wald weiter an Bedeutung für mich. Neben der Erholung ist er für mich ein Ort des Entdeckens und des Lernens geworden.
Auf einer meiner vielen Entdeckungstouren finde ich ein grünes, nach Knoblauch riechendes, Gewächs: Bärlauch. Dieses Wildkraut ist mir bereits aus dem Garten einer Nachbarin bekannt. Aber erst als ich ihn das erste Mal im Wald erblicke fange ich an mich näher damit zu beschäftigen.
Kurze Zeit später stehe ich mit einem kleinen Körbchen frisch gepflückter Bärlauchblätter in der Küche, und probiere verschiedene Rezepte aus.
Im April hat der Bärlauch Saison in Laub- und Auewäldern.
Meist ist er dort am Boden in größeren Flächen aufzufinden.
>> Selbstgemachtes Bärlauchpesto
Zutaten:
- 2 Bund Bärlauch
- 2 EL Pinienkerne
- 80 ml Olivenöl
- Salz und Pfeffer
So einfach & schnell geht’s:
> Alle Zutaten (mit einem Stabmixer) zerkleinern und vermischen.
> Zwei bis drei Stunden bei Zimmtertemperatur ziehen lassen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
> Das Pesto anschließend in kleine Gläser abfüllen, kühl und dunkel lagern.
>> ABER ACHTUNG!
Bärlauch sieht einigen anderen Pflanzen wie z.B. dem sehr giftigen Maiglöckchen verblüffend ähnlich.
Wenn Du Dir bei der Pflanzenerkennung nicht sicher bist, dann verzichte lieber auf das Pflücken und Verzehren!
Der Wald und die Jagd.
Aus dem Wald in die Küche. Dieses Thema spielt mehr und mehr eine große Rolle für mich. Denn je häufiger ich mich mit der Natur vor der Haustür beschäftige, desto näher rückt auch ein großes oftmals heiß umstrittenes Thema: die Jagd. Über meinen Fleischkonsum machte ich mir bereits seit längerer Zeit Gedanken.
Als große Tierliebhaberin ist mir dabei der Weg vom lebenden Tier auf meinen Teller allerdings enorm wichtig. Die für mich bislang nachhaltigste Variante Fleisch zu konsumieren ist die Jagd. Gepaart mit meinem Interesse am Wald tauche ich auch in dieses Thema tiefer ein.
Hochsitze im Wald dienen Jäger:innen als Rückzugsort, um in Deckung auf das Wild warten zu können.
Wärmebildkameras werden zur Wildtier-Beobachtung bei Nacht und Dämmerung eingesetzt – nicht nur von Jäger:innen!
Lecksteine versorgen das Wild mit Salz. Durch das Lecken werden wichtige Mineralien aus dem Block herausgelöst.
„Wenn ich ein Tier essen möchte,
sollte mir auch zu 100% bewusst sein,
dass diesem Tier für meinen Konsum
zuvor das Leben genommen wurde.“
Über einen Freund lerne ich einen Jäger kennen, der Antworten auf alle meine Jagd-Fragen parat hat. Er lädt mich ein, mir mein eigenes Bild von der Jagd zu machen.
Gesagt, getan. Im kalten November sitzen wir bei Vollmond auf einem Hochsitz, und warten auf Wildschweine.
Noch nie zuvor im Leben war ich derart aufgeregt und entspannt zugleich. Einerseits schwirren Fragen wie „Werden wir etwas sehen?“, „Werden wir etwas erlegen?“ und „Kann ich mir den Schuss und das Zerlegen des Tieres wirklich ansehen?“ in meinem Kopf herum und bei jedem noch so kleinen Geräusch steigt mein Herzschlag abrupt an. Andererseits sorgt die Stille und das wenige Bewegen dafür komplett abzuschalten, und den Alltagsstress hinter mir zu lassen.
Der Wald und die Erkenntnis.
An meinem ersten Jagdabend schießen wir aber tatsächlich nichts, ganz getreu dem Motto:
„Nicht aller Tage Jagdtag ist auch aller Tage Fangtag.“
Eines der vielen Jäger-Klischees ist damit sofort für mich widerlegt. Jagen ist eben nicht nur auf Wild warten und sofort schießen. Selbst wenn wir Wild gesehen hätten, wäre das noch kein Grund gewesen, sofort zu schießen. Denn wer zur Jagd berechtigt wird, ist ebenso zur Hege des Wildes verpflichtet.
Trotz des ausbleibenden Jagderfolges wird für mich eines ganz klar: Ich möchte mehr! Mehr Wissen über das Waidwerk erlernen, weitere Jagden begleiten, mehr über die Hege der Wildtiere erfahren und insbesondere auch über die Aufgaben im Revier.
Anfang des Jahres entscheide ich mich daher meinen Jagdschein zu absolvieren, und melde mich prompt für die Prüfung an.
Aktuell verbringe ich nun sehr viel Zeit mit der Wildtierkunde und kann mein neu erlerntes Wissen gleich in die Praxis umsetzen. Auf meinen Wanderungen im Harzer Wald, bin ich achtsamer unterwegs und beobachte das Treiben von Flora und Fauna aus einem ganz neuen Blickwinkel.
Bis ich mit dem Lernen fertig bin und mit der Prüfung starte dauert es zwar noch eine Weile, aber wer weiß schon welche Abenteuer im Harz bis dahin noch auf mich warten?
Rausgehen. Beobachten. Entschleunigen.
Sowohl Körper als auch Geist profitieren von der Erholungsfunktion des Waldes.
So vielfältig wie der Harz ist hält er sicherlich noch so einige Abenteuer für Dich bereit.
Liebe Lynn, davon bin ich überzeugt! An dieser Stelle noch einmal vielen lieben Dank an Dich,
dass Du Dir die Zeit genommen hast, Deine persönliche Harz-Geschichte mit uns zu teilen!
Wenn Du noch mehr von Lynns Harz-Abenteuern und ihrem Weg zum Jagdschein erfahren möchtest,
schaue doch gerne auf ihrem Instagram-Account vorbei: @harzjagd
Und jetzt bin ich gespannt…
Wie hat Dir der Beitrag gefallen?
Hast Du vielleicht ähnliche Erfahrungen wie Lynn gemacht?
Hinterlasse mir einen Kommentar und verrate es mir!
>> Dein Gastbeitrag auf shewanders.de:
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