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Klimaschutz trifft Biodiversität:
Die wilden Harzer Moore
(Teil 1)
29. Juli 2023

Hinweis:

Dieser Artikel ist der erste von zwei Teilen. Dabei liegt der Fokus auf dem Beitrag der Moore zur Biodiversität.

Im zweiten Teil wird der enorme Beitrag der Moore zum Klimaschutz beleuchtet und wie unsere (heimischen) Moore geschützt werden können.

Woran denkst Du,

wenn Du den Begriff „Moor“ liest?

An Weitläufigkeit, Kargheit und Ödnis?

Oder an unerklärliche, angsteinflößende Phänomene wie die in Goethes Werk „Faust“
beschriebenen Irrlichter, die Wanderfreudige an Walpurgis in das Feuchtgebiet ziehen wollten?

Jahrelang prägten diese Charakteristika für viele Menschen das Bild der Moore.
Neben derartigen Fantasien waren Moore für die Menschen einst reines Un- oder Ödland.
Es war ihnen unmöglich, dort zu leben und Viehzucht oder Ackerbau zu betreiben.
Die enormen Mengen an Wasser sahen sie als Bedrohung ihres Lebensraums an und
sie begannen ganze Landstriche trockenzulegen.

Von ursprünglich 1,5 Millionen Hektar Moorlandschaft in Deutschland verdrängte der Mensch durch seine Bedürfnisse
nach Wohnraum, Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Brennmaterial somit 95% der Moore.

Heutzutage wissen wir allerdings, dass die Feuchtgebiete bedeutende Funktionen für die Umwelt und
den Klimaschutz erfüllen. Insbesondere die Harzer Moore gehören zu den besterhaltenen Deutschlands!

Daher wird es Zeit, sie (wieder) besser kennen und lieben zu lernen.

Denn nur, was wir kennen und lieben, das schützen wir auch!

– frei nach Konrad Lorenz (Zoologe und Verhaltensforscher) – 

Die farbenfreudige Rasenbinse (Trichophorum cespitosum) in den Mooren des Nationalpark Harz.
Außergewöhnlicher Boden – die Entstehung eines Moors.

Erdgeschichtlich sind Moore wahre Relikte der Eiszeit. Vor etwa 12.000 Jahren, nach dem Ende der letzten Eiszeit, entstanden sie durch das Abschmelzen der Gletscher infolge einer immer wärmer werdenden Atmosphäre. Das geschmolzene Eis wurde zu Wasser.

Zeitgleich nahmen die Niederschläge in Form von Regen zu. Durch versickerungsbeständige Böden, wie sie im Harz häufig vorzufinden sind, bildeten sich dauerhaft vernässte Flächen in Form von Senken, Mulden und Flussniederungen.

Wenn mehr Wasser aus Niederschlägen oder Grundwasserströmen zusammenkommt als durch Abfluss und Verdunstung wieder verlorengeht, entsteht ein Moor.

Braunes Moorwasser entsteht durch Huminstoffe, die aus der (toten) Moorvegetation ausgewaschen werden.

Wasser und versickerungsbeständige Böden sind die Grundlage für die Bildung von Mooren. Die rot-bräunliche Färbung des Moorwassers ist auf sog. Huminstoffe zurückzuführen, die aus der (toten) Moorvegetation ausgewaschen werden.

Durch sein extrem nasses, raues Klima hat der Harz entscheidend zur Entstehung der Harzer Moorgebiete beigetragen.

In diesem feuchten Milieu wachsen nur besonders charakteristische Pflanzen und nur sehr spezielle Tiere besiedeln dieses Gebiet. Bekannte Zersetzerorganismen aus Wald und Garten wie Würmer, Schnecken und Pilze sind in diesem nassen Lebensraum nicht vorzufinden. Das Wasser ist ihnen als Lebensraum zu sauer. Zusätzlich fehlt es ihnen an Sauerstoff, welchen sie sowohl zum Überleben als auch für den Zersetzungsprozess benötigen.

Torfboden als Grundlage eines jeden Moores.

Torf besteht aus abgestorbenen Schichten nicht zersetzter Pflanzenreste und bildet die Lebengrundlage eines Moores.

Sterben die feuchtigkeitsliebenden Pflanzen des Moores ab, wird ihr totes, organisches Material daher nicht oder nur sehr langsam zersetzt und zu anorganischen Stoffen umgewandelt.

Da diese Abbauprozesse – wenn überhaupt – nur sehr langsam voranschreiten, bildet sich über die Zeit immer mehr totes, organisches, nicht zersetztes Material an. Diese Schichten abgestorbener, nicht oder nur unvollständig zersetzter Pflanzenreste werden als Torf bezeichnet.

Torf ist demnach eine besondere Form von Humus. Wächst die Torfschicht auf eine Größe von mindestens 30 Zentimeter an, wird dies in der Geologie als Moor bezeichnet.

Moor ist nicht gleich Moor – die Moortypen.

Doch Moor nicht nicht gleich Moor! Im Allgemeinen gibt es Hunderte von unterschiedlichen Moortypen und je nach Wissenschaftsbereich fokussieren sich diese auf andere Charakteristika. Geologen beispielsweise ziehen die Mächtigkeit und Art der Torfschicht für ihre Definition heran, Botaniker hingegen beziehen sich auf die vorhandene, moortypische Vegetation und Hydrologen wiederum betrachten den Wasserstand und die Wasserqualität des Moors.

Eine häufig verwendete und unter Expert:innen weitläufig bekannte Definition unterscheidet drei wesentliche Moortypen anhand ihres „Wasserspenders“. Dabei wird geprüft, ob ein Moor von Quellwasser, von Regenwasser oder von beidem gespeist wird. Konkret handelt es sich bei dieser Differenzierung um die drei Typen Niedermoore, Hochmoore und Übergangsmoore.

Grafik und Definition der Niedermoore.

Grafische Veranschaulichung von Niedermooren.
(Quelle: Mooratlas 2023, S.11)

Grafik und Definition der Hochmoore.

Grafische Veranschaulichung von Hochmooren.
(Quelle: Mooratlas 2023, S.11)

Niedermoore

Niedermoore entstehen meist in feuchten Senken, Mulden und Flussniederungen sowie an Hängen im Bereich von Quellwasseraustritten. Da sie sich von mineral- und nährstoffreichem Quell- und Grundwasser aus den Niederungen versorgen, kann totes, organisches Material zersetzt und zu anorganischem Material umgewandelt werden. Deshalb liegt die Torfschicht meist direkt auf dem einstigen Untergrund und ist nicht besonders mächtig.
Somit wachsen an diesen Stellen artenreichere Flora und Fauna als bei den anderen beiden Moortypen.

Hochmoore

Hochmoore entwickeln sich aus Niedermooren, indem auf die Feuchtgebiete mehr Regen fällt als Wasser abfließen oder verdunsten kann. Dafür ist eine undurchlässige, versickerungsbeständige Bodenschicht notwendig, wie sie – wie bereits erwähnt – im Harz sehr häufig vorzufinden ist. Unter dieser Gegebenheit siedeln sich besondere, nässeliebende Pflanzen an.

Ein Protagonist,
der sich ideal an den nassen, nährstoffarmen und saueren Lebensraum anpassen kann, ist das Torfmoos (Sphagnum).

Torfmoose (Sphagnum) wachsen ausschließlich am Pflanzenkopf. Der untere Teil stirbt ab.

Torfmoose (Sphagnum) wachsen ausschließlich am Pflanzenkopf. Der untere Teil stirbt ab.

Ein Protagonist,
der sich ideal an den nassen, nährstoffarmen und saueren Lebensraum anpassen kann, ist das Torfmoos (Sphagnum).

Das Torfmoos besitzt die Eigenschaft, ausschließlich am Pflanzenkopf zu wachsen. Die Stämmchen und Ästchen speichern das Regenwasser und die darin enthaltenen Nährstoffe.

Daher benötigt es auch keine Wurzeln, stirbt am unteren Teil ab und wird aufgrund des fehlenden Sauerstoffs nicht zersetzt. Somit gedeiht die Torfschicht.

Wenn diese Schicht so dick wird, dass sie keinen Kontakt mehr zum Grundwasser oder Mineralboden besitzt, hat sich das Niedermoor zum Hochmoor entwickelt. Seinen Nährstoffbedarf deckt das Hochmoor dann einzig und allein über das mineral- und nährstoffarme, extrem saure Regenwasser.

Optisch lassen sich Hochmoore sehr gut an ihrer uhrglasförmigen Wölbung erkennen. Ein bekanntes Beispiel für eine solche Wölbung ist das Große Torfhausmoor.

Übergangsmoore

Die Phase, in der sich ein Niedermoor durch ausreichend Niederschläge zum Hochmoor entwickelt, wird als Übergangsmoor bezeichnet. Übergangsmoore speisen sich sowohl vom Grundwasser als auch vom Regenwasser. Dadurch teilen sich typische Pflanzen und Tiere, die sonst nur in Niedermooren oder nur in Hochmooren vorkommen, zeitweise denselben Lebensraum.

Hinweis:

Zusätzlich sei erwähnt, dass Hoch- und Niedermoore nicht scharf voneinander getrennt sind. Sie können zeitlich wie auch räumlich ineinander übergehen bzw. standörtlich vernetzt sein. Daher sind die meisten Moore ein Komplex aus mindestens 2 Moortypen.

Das Torfhausmoor des Nationalpark Harz ist ein Hochmoor.

Wusstest Du schon…?

  • Die „pflanzliche Moorleiche“, das Torfmoos, wächst jährlich ca. 1 Millimeter in die Höhe.
  • Das Große Torfhausmoor ist knapp 30 Hektar groß und hat eine maximale Torftiefe von 6,45 Metern. Das heißt, es ist mindestens 6.450 Jahre alt.
  • Torfproben konnten nachweisen, dass es sogar 11.500 Jahre alt ist.

Wilde Harzer Moore

Der Harz ist das nördlichste Mittelgebirge Deutschlands. Mit seiner besonderen Lage geht auch ein besonderes Wetter einher. Die Hauptwindrichtung kommt aus Süd/Südwest und alles, was sich im norddeutschen Tiefland aufgewühlt und aufgeblasen hat, stößt nun erstmals gegen ein Hindernis. Somit ist der Harz entsprechend hohen Niederschlagsmengen ausgesetzt. Dies gilt insbesondere für den Westteil des Harzes. In diesem Bereich haben sich vor allem in Höhen zwischen 700 und 1.100 Metern die wichtigsten und größten Moore entwickelt.

Die meisten Harzer Moore liegen im Schutzgebiet Nationalpark Harz – ein Gebiet, in denen die Natur sich selbst und ihren eigenen Gesetzen überlassen bleibt. Hier greift der Mensch i.A. nicht mehr ein.

Mehr als 30 Moore auf rund 2.000 Hektar Fläche prägen die Landschaft des Nationalpark Harz.

Ein Viertel der vermoorten Fläche sind besonders seltene, weitgehend waldfreie Hoch-, Übergangs- und Niedermoore.

Wusstest Du schon…?

  • Einige der Hauptflüsse des Harzes entstammen dem Hochharzer Moorgebiet.

  • Beispielsweise…
    • entspringt die Oker den sog. Hangmooren des Bruchberges,
    • liegt die Quelle der Raudau im Großen Torfhausmoor und
    • speist sich die Quelle der Ecker (Eckersprung) u.a. aus dem Wasser des Goethemoors.
Das Scheidige Wollgras im Moorgebiet nahe des Dreieckigen Pfahls im Nationalpark Harz.
Das Große Torfhausmoor (Raudauer Born) im Nationalpark Harz.

Einige von ihnen existieren bereits seit der letzten Eiszeit vor knapp 12.000 Jahren, d.h. sie haben diese sehr lange Zeit bis heute – trotz aller (menschlicher) Herausforderungen wie Dürreperioden, Trockenlegung und Torfstechen – überdauert.

Die Moore des Nationalpark Harz
sind somit wahre, unberührte Wildniskerne.

Sie gehören sogar
zu den besterhaltenen Deutschlands!

Ein Fall für Spezialisten – Moore als Biodiversitäts-Hotspots.

Wer im Moor (über-)leben möchte, muss sich an die extremen Lebensbedingungen der einzigartigen Ökosysteme sehr gut anpassen können. Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich Moore hinsichtlich ihres Wasserhaushalts, ihres Nährstoffgehalts und dem Säuregrad des Wassers und Bodens.

Jedes Moor stellt demnach einen eigenständigen Mikrokosmos dar. Dadurch entsteht eine Vielfalt an unterschiedlichen Lebensräumen mit extremen Lebensbedingungen.

Nur hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten sind in diesem einzigartigen Milieu vorzufinden. Viele von ihnen sind sehr selten und kommen nur in Mooren vor.

Daher sind Moore einmalige
Biodiversitäts-Hotspots!

Insbesondere Hochmoore sind durch ihr extrem nasses, nährstoffarmes und saures Milieu  sehr artenarm und überschaubar, dadurch allerdings auch reich an ganz besonderen Spezialisten. Die Pflanzen bleiben nur sehr klein, aber werden sehr alt. Einen geschlossenen Wald werden sie nicht bilden können.

Mit der Lupe durch die Moorwildnis des Nationalpark Harz bei einer geführten Wanderung von she wanders.

Tipp für Deine nächste Moor-Wanderung:

  • Pflanzen und Tiere im Moor sind i.A. recht klein und auf den ersten Blick nicht direkt zu erkennen – insbesondere die Spezialisten.

  • Packe das nächste Mal eine Lupe in Deinen Rucksack ein und lasse Dich von der Artenvielfalt begeistern! 

  • Bitte achte dabei stets darauf, die vorgesehenen Wege nicht zu verlassen und die Moorflächen nicht zu betreten –
    die Moore werden es Dir danken!

Pflanzen der Harzer Moore

Das Torfmoos (Sphagnum) ist ein enormer Wasserspeicher: Das 20- bis 30-fache ihres Trockengewichts kann die Pflanze aufnehmen.

Torfmoose (Sphagnum) sind enorme Wasserspeicher: Das 20- bis 30-fache ihres Trockengewichts können sie aufnehmen.

Torfmoose (Sphagnum) sind enorme Wasserspeicher: Das 20- bis 30-fache ihres Trockengewichts können sie aufnehmen.

Torfmoos (Sphagnum)

Die Grundlage der Hochmoorbildung und wahre Torflieferanten sind die bereits erwähnten Torfmoose (Sphagnum). Sie können selbst in geringer Konzentration vorhandene Nährstoffe aus dem Regenwasser über ihren Stamm und die Äste aufnehmen und wachsen nur am Pflanzenkopf.

Neben der Aufnahme des Wassers können sie mit den in ihren Blättern vorhandenen Hyalinzellen das 20- bis 30-fache ihres Trockengewichts an Wasser speichern. Zusätzlich geben sie bei der Aufnahme des Regenwassers Wasserstoff-Ionen ab. Dadurch wird das Wasser, in dem sie leben, immer saurer. Dies stärkt die Konkurrenzkraft der Torfmoose und schmälert die Lebensbedingungen für höhere Pflanzen.

Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia)

Auch fleischfressende Pflanzen wie der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) sind in den Harzer Mooren vorzufinden. Er wächst mit den Torfmoosen mit.

Um sich in der nährstoffarmen Umgebung zu versorgen, legt die Pflanze dicht am Boden ihre Blattrosetten an. Die Blätter besitzen klebrige Drüsenhaare, die auf Reize reagieren und mit denen sie kleine Insekten fangen können. Sobald ein Insekt sich darauf niederlässt, kann es sich nicht mehr befreien und wird von der Pflanze umhüllt. Nach wenigen Tagen ist es vollständig verdaut.

Der rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) kommt vor allem in sauren Mooren vor.

Der rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) kommt insbesondere in sauren Mooren vor.

Zwergsträucher (Suffrutex)

Wer nach größeren Pflanzenarten im Harz Ausschau hält, wird diverse Zwergsträucher (Suffrutex) beobachten können. Diese können in Gemeinschaft mit den Torfmoosen und dem Sonnentau existieren.

Dazu gehören beispielsweise die Moosbeere (Vaccinium oxycoccus), die Rauschbeere (Vaccinium uliginosum), die Rosmarinheide (Andromeda polifolia) und die Glocken-Heide (Erica tetralix). Sie kommen ausschließlich auf Torfboden vor. Andere Arten wie die Besenheide (Calluna vulgaris), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) und Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea) sind ebenfalls im Moor zu finden, können aber auch auf Waldboden wachsen.

Ihre Nährstoffe beziehen die Zwergsträucher mit Hilfe von Wurzelpilzgeflechten: Die Wurzeln geben Kohlenhydrate an die Pilze ab, diese wiederum versorgen die Pflanzen mit Nährstoffen aus dem Boden.

Die Moosbeere (Vaccinium oxycoccus) gehört zur Gattung der Heidelbeeren (Vaccinium).

Moosbeere (Vaccinium oxycoccus).

Die Rauschbeere (Vaccinium uliginosum) ist eines der Zwergsträucher der Harzer Moore.

Rauschbeere (Vaccinium uliginosum).
Achtung: giftig!

Die Besenheide (Calluna vulgaris) erhält ihre Nährstoffe von Wurzelpilzgeflechten aus dem Boden.

Besenheide (Calluna vulgaris).

Sauergräser (Cyperaceae)

Weitere höhere Pflanzen, anhand derer ein Moor bereits von weitem erkennbar ist, sind die Sauergräser (Cyperaceae). Vor allem in den Sommermonaten sind das Scheidige (Eriophorum vaginatum) und das Schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium) gut an ihren weißen, wattebauschähnlichen Fruchtständen zu erkennen.

Scheidiges Wollgras
(Eriophorum vaginatum)

Bereits während der Samenbildung werden die später benötigen Nährstoffe in die Sprossbasis eingelagert und erst bei Bedarf in der Folgeperiode bereitgestellt. Zusätzlich werden Nährstoffe bereits abgestorbener Pflanzenteile dank einer starken Durchwurzelung der oberen Bodenschichten und eng stehender Triebe gespeichert.

Rasige Haarsimse
(Trichophorum caespitosum)

Ein weiteres, sichtbares Sauergrasgewächs ist die Rasige Haarsimse (Trichophorum caespitosum). So schön diese zu allen Jahreszeiten aussieht, so bedrohlich ist sie in großem Ausmaße: Das Streu der Pflanze legt sich auf dem Moorboden ab und wird fast gar nicht abgebaut, da die Zersetzerorganismen fehlen. Somit vertrocknet das Moor im schlimmsten Fall.

In den Sommermonaten ist das Scheidige Wollgras (Eriophorum vaginatum) an seinen weißen, wattebauschähnlichen Fruchtständen zu erkennen.

Das Scheidige Wollgras (Eriophorum vaginatum) ist an seinen weißen, wattebauschähnlichen Fruchtständen zu erkennen.

Die Rasige Haarsimse (Trichophorum caespitosum) kann in großem Ausmaße für ein Moor lebensbedrohlich werden.

Die Rasige Haarsimse (Trichophorum caespitosum) kann in großem Ausmaße lebensbedrohlich für ein Moor werden.

Moortyptische Gehölze

Abschließend seien noch einige moortypische Gehölze der Harzer Moore genannt, die an trockeneren Bereichen wachsen, wie beispielsweise Moorränder oder ehemals trockengelegte Bereiche.

Eine Besonderheit der Harzer Hochmoore ist die Zwerg-Birke (Betula nana), welche ein Eiszeitrelikt ist und sonst nur in Skandinavien, dem arktischen oder alpinen Lebensraum zu finden ist. Sie wird gerade einmal einen halben Meter groß.

Die von Natur aus in höheren Lagen ab 700 Metern wachsende Fichte (Picea abies) ist auch auf diversen Harzer Moorböden beheimatet und bildet ganze Moorfichtenwälder.

Weiterhin ist auch die überaus witterungsresistente Moorbirke (Betula pubecsens und Betula carpatica) vorzufinden. Während sie grundsätzlich sonnige Standorte bevorzugt, kann sie auch bei unter -40 Grad Celsius überleben. Dazu wandelt sie ihre in den Zweigen vorhandene Stärke in Öl um, um daraus Wärme zu erzeugen. Faszinierend, oder?

Das Bodebruch (Bodemoor) im Nationalpark Harz.

Wusstest Du schon…?

  • Jährlich werden in Deutschland mehrere Tier- und Pflanzenarten von unterschiedlichen Naturschutzorganisationen ausgezeichnet.
  • Während es früher primär um die öffentliche Aufmerksamkeit auf vor dem Aussterben bedrohten Arten ging, werden heutzutage auch nicht gefährdete Spezies hervorgehoben.
  • In diesem Jahr ist die Moorbirke der „Baum des Jahres 2023“.

Tiere der Harzer Moore

In der Regel leben im Moor keine großen Tiere. Charakteristisch für die Harzer Moorlandschaft sind primär wirbellose Tiere wie Insekten, Spinnentiere und Schnecken.

Die vom Aussterben bedrohte Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpestris) wurde zur „Libelle des Jahres 2023“ gekürt.

Der Nationalpark Harz trägt für die Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpestris) eine besondere Verantwortung.
(Foto: Dr. Kathrin Baumann)

Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpestris)

Eine besondere Bedeutung für den Nationalpark Harz hat die Großlibelle Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpestris).

Sie kommt in Deutschland nur in Lagen über 750 Metern Höhe, wie dem Harz oder den Alpen, vor. Sonst ist das kälteliebende Insekt erst wieder in Lebensräumen rund um den Polarkreis heimisch.

Für ihre Fortpflanzung nutzt sie die flachen Gewässer der Harzer Moore. Bis sich eine Larve vollständig entwickelt hat, kann es 3 bis 4 Jahre dauern. Für diese Zeit (und danach) benötigt diese immer seltener werdende Insektenart das nasse Milieu der Moore.

Die Alpen-Smaragdlibelle
wurde zur „Libelle des Jahres 2023“ gekürt,
da ihr Lebensraum infolge der erhöhten Temperaturen schwindet und
sie somit vom Aussterben bedroht ist.

Auch weitere Libellenarten wie die Arktische Smaragdlibelle (Somatochlora arctica) und die Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia) leben in den Hoch- und Zwischenmooren des Harzes. Sie sind ebenfalls gefährdete Arten.

Neben den Libellen sind diverse, teilweise ebenfalls sehr bedrohte Schmetterlingsarten auf den Harzer Mooren zu beobachten wie der Moosbeeren-Grauspanner (Carsia sororiata) oder der Hochmoor-Perlmuttfalter (Boloria aquilonaris). Ihre Raupen können sich nur von der auf Hochmooren vorkommenden, giftigen Rauschbeere ernähren.

Mooreidechse (Zootoca vivipara)

Mit etwas Geduld, wachsamem Auge und vor allem ruhigen Bewegungen können auch Reptilien wie die Mooreidechse (Zootoca vivipara) gesichtet werden. Sie sind die einzigen heimischen Eidechsen, die keine Eier legen.

Auch Amphibien wie der Moorfrosch (Rana arvalis) bevorzugen intakte Moorlandschaften. In entwässerten, strukturarmen und intensiv genutzten Landschaften, wo er einst heimisch war, findet er keinen Lebensraum mehr.

Mit knapp 7 Zentimetern ist er ein vergleichsweise kleiner Frosch. Zur Laichzeit imponiert das Männchen den Weibchen indem es sich blau färbt.

Mit Geduld und Ruhe kann die Mooreidechse (Zootoca vivipara) beobachtet werden.

Wer sich vorsichtig und ohne Hektik bewegt, kann mit etwas Geduld die Mooreidechse (Zootoca vivipara) sichten.

Wichtigster Vertreter der Wirbeltiere in den Harzer Mooren ist die Ringdrossel (Turdus torquatus).

Die Ringdrossel (Turdus torquatus) lebt im Harz vorwiegend nahe der natürlichen Waldgrenze.

Ringdrossel (Turdus torquatus)

Wichtigster Vertreter der Wirbeltiere in den Harzer Mooren ist die Ringdrossel (Turdus torquatus). In dieser Region hat sie eines ihrer wenigen isolierten Brutvorkommen in ganz Mitteleuropa.

Sie bevorzugt einen Lebensraum in Lagen der natürlichen Waldgrenze, d.h. in Höhen von 1.100 Metern, und ist als Bewohner der Moorränder anzusehen.

Wie anhand der Beispiele gesehen, dienen intakte Moorlandschaften als Habitat für diverse Pflanzen- und Tierspezialisten. Häufig sind diese Gebiete für den Menschen schlecht zugänglich, was sich wiederum positiv auf die Artenvielfalt auswirkt. Auch viele (bedrohte) Arten nutzen die Feuchtgebiete als Rückzugsraum, manches Mal sogar als allerletzten Rückzugsort, wenn sie aus ihren heimischen Lebensräumen (durch menschliches Handeln) verdrängt worden sind.

Daher leisten (die Harzer) Moore
einen besonderen Beitrag zur Biodiversität!

 

Und, bist Du nun neugierig geworden?

Hast Du Lust bekommen, Dir diese einzigartige Biozönose vor Ort anzusehen und noch mehr zu erfahren? Möchtest Du weitere Moore abseits des Großen Torfhausmoors sehen?

Dann begleite mich gerne auf einer geführten Moor-Wanderung!

 

#WeWantMoor: Das Logo der geführten Wanderungen von she wanders.

Und, bist Du nun neugierig geworden?

Hast Du Lust bekommen, Dir diese einzigartige Biozönose vor Ort anzusehen und noch mehr zu erfahren? Möchtest Du weitere Moore abseits des Großen Torfhausmoors sehen?

Dann begleite mich gerne auf einer geführten Moor-Wanderung!

#WeWantMoor: Das Logo der geführten Wanderungen von she wanders.

KOMM’ MIT.

MOOR-WILDNIS

Als ausgebildeter Nationalpark Guide
nehme ich Dich mit
in die Wildnis der Harzer Moore.

#WeWantMoor: Das Logo der geführten Wanderungen von she wanders.

Fazit.

Einst galten sie als nutzlose Flächen.

Heute haben die Menschen erkannt, wie wertvoll intakt wachsende Moore für die Biodiversität und im Kampf gegen die Klimakatastrophe sind. Insbesondere der Harz beherbergt mit seinen
über 30 Mooren auf über 2.000 Hektar Fläche die besterhaltenen Moorlandschaften Deutschlands mit einer einzigartigen Artenvielfalt.

Umso wichtiger ist es, dass wir diese beeindruckenden und einzigartigen Ökosysteme
(zu) schätzen (lernen) und sie entsprechend (weiterhin) schützen!

 

UND JETZT…

… interessiert mich natürlich brennend:

Womit hast Du ein Moor bisher in Verbindung gebracht?
Wusstest Du bereits, wie ein Moor entsteht?

War Dir die Artenvielfalt der Harzer Moore bereits bekannt?

Welcher Fakt hat Dich vollkommen überrascht?

Hinterlasse mir einen Kommentar und verrate es mir!

2 Kommentare

  1. Lara

    Ein schönes Plädoyer zum Schutz unserer Moore, wie ich finde. Vor kurzem habe ich irgendwo den Begriff Moorsanierung aufgeschnappt und möchte mich deshalb gerne etwas darüber schlaumachen. Angesichts eines drohenden Wassermangels eines Tages scheint mir das eine bedeutende Maßnahme zu sein.

    Antworten
    • Sara

      Liebe Lara,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Der Begriff ist mir tatsächlich auch neu und ich werde es in Erfahrung bringen.
      Danke für den Hinweis!

      Viele Grüße,
      Sara

      Antworten

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